Glossar

Übungsauswahl

Training Übungen SFR

Übungsauswahl (engl. Exercise Selection) beantwortet die Frage: Welche Übungen landen überhaupt in deinem Plan? Also: Welche Bewegungsmuster, welche Grundübungen, welche Maschinen und welche Isolationsübungen. Für Hardgainer heißt das: Übungsauswahl entscheidet über Stimulus-to-Fatigue-Ratio (SFR), Gelenkverträglichkeit und Fortschritt pro investierter Einheit – nicht die bloße Anzahl an Sätzen.

Hinweis

Hinweis

Diese Seite liefert Einordnung und Rahmenwerte zur Übungsauswahl im Krafttraining. Keine individuelle Trainingsplanung, Reha- oder Physiotherapie-Empfehlung. Bei Schmerzen, Verletzungen oder Vorerkrankungen: sportärztliche bzw. physiotherapeutische Abklärung, bevor du Übungen änderst oder belastender trainierst.

Begriff und Systemeinordnung

Kurz erklärt Übungsauswahl beschreibt, welche konkreten Übungen du verwendest, um einen Muskel oder ein Bewegungsmuster zu trainieren. Sie bestimmt gemeinsam mit mechanischer Spannung, RIR, RPE und dem Trainingsvolumen- und Ermüdungs-System, wie stark ein Satz auf Hypertrophie einzahlt.

  • Bewegungsmuster: Kniebeuge, Hinge (Hip Hinge), horizontales Drücken/Ziehen, vertikales Drücken/Ziehen, Hüftdominantes und kniedominantes Unterkörpertraining.
  • Mehrgelenksübungen (Compounds): z. B. Kniebeuge, Bankdrücken, Klimmzüge, Rudern, Hip Thrusts – mehrere Gelenke, viele Muskeln gleichzeitig.
  • Isolationsübungen: z. B. Bizepscurls, Seitheben, Leg Curls – ein Gelenk, Fokus auf einen Zielmuskel.
  • Spezialfälle: Maschinen-Compounds, stabile Varianten bei Technik- oder Gelenkproblemen, Varianten mit reduziertem Bewegungsumfang (ROM), wenn nötig.

Für Hardgainer ist Übungsauswahl kein „nice to have“, sondern ein Hebel:

Typische Übungskategorien – dein Baukasten

Die meisten Pläne lassen sich mit wenigen Übungskategorien bauen. Ziel ist nicht, alle Varianten auszuprobieren, sondern eine kleine Auswahl gut zu wiederholen und progressiv zu belasten.

Kategorie Beispiele Rolle im Hardgainer-Plan
Mehrgelenks-Grundübungen Kniebeuge, Front Squat, Bankdrücken, Schrägbank, Klimmzüge, Rudern, Hip Thrusts Hoher Stimulus, viel Muskelmasse gleichzeitig, guter „Bang for the Buck“. Häufig die Hauptübungen pro Einheit.
Maschinen-Compounds Beinpresse, Brustpresse, Latzug, Rudergerät Ähnliche Muskelgruppen wie freie Grundübungen, oft weniger Technikstress, teilweise besser für lange Hardgainer-Hebel oder empfindliche Gelenke.
Isolationsübungen Seitheben, Bizepscurls, Trizepsdrücken, Leg Curls, Wadenheben Zielgerichtete Zusatzerholung für einzelne Muskeln. Ideal, um MAV anzusteuern, ohne das System zu überlasten.
Stabilitäts- und Support-Übungen Face Pulls, Reverse Flys, Core-Varianten, leichtes Rotatorenmanschetten-Training Gelenkgesundheit, Schulter-/Hüftgürtel-Stabilität, Vorbereitung auf schwere Compounds. Dosis klein halten, aber nicht ignorieren.
„Fluff & Fun“ Kabel-Pump-Übungen, Intensitätstechniken, exotische Varianten Motivation und Spaß, aber: nur on top, wenn Basis steht. Kein Ersatz für solide Grundübungen und messbare Progression.

Wichtig: Die Kategorie sagt nichts über „gut“ oder „schlecht“. Entscheidend sind Technik, ROM, SFR und Kontext. Manche Hardgainer kommen mit Maschinenkniebeugen besser zurecht als mit der klassischen Low-Bar-Kniebeuge – und können dort trotzdem exzellent wachsen.

Hinweis

Deine Übungsauswahl sollte mit deinem 1RM-Profil, deiner Technik und deinem Alltag zusammenpassen. „Perfekte“ Übung auf Papier, die du nicht sicher und konsistent ausführen kannst, ist in der Praxis schwach.

Leitplanken für Hardgainer – Übungsauswahl mit System

  • SFR vor Ego: Bevorzuge Übungen mit gutem Stimulus-to-Fatigue-Ratio: spürbarer Muskelreiz, kontrollierbare Technik, moderater Systemstress. Wenn eine Übung dich jedes Mal „zerstört“, ist sie kein Pflichtprogramm.
  • Gelenke im Blick: Lange Arme/Beine, alte Verletzungen oder sensible Gelenke verändern, welche Variante sinnvoll ist. Beinpresse oder Safety-Bar-Squats können für manche Hardgainer sinnvoller sein als maximale Low-Bar-PRs.
  • Konstanz > wöchentliche Variation: Halte deine Hauptübungen über mindestens 6–8 Wochen stabil, damit Progression messbar bleibt. Variation ist Gewürz, nicht Basis deines Plans.
  • ROM & Technik: Eine Übung ist nur so gut wie deine Ausführung. Solider Bewegungsumfang und kontrollierte Wiederholungen schlagen halbgare „Cheat-Reps“ – besonders bei metabolischem Stress-orientierten Sätzen.
  • Equipment-Realität: Dein Plan sollte zu dem passen, was dein Gym hergibt. Wenn es keine gute Rudermaschine gibt, bau mit Langhantel- oder Kurzhantelvarianten; wenn keine Squat-Racks vorhanden sind, kann Beinpresse + Bulgarian Split Squats eine starke Combo sein.
  • Messbarkeit: Wähle pro Muskelgruppe 1–2 Hauptübungen, bei denen du systematisch Last, Wiederholungen und RIR trackst – z. B. im Hardgainer Trainingsplan-Generator.
Hinweis

Siehe auch: Technikversagen vs. Muskelversagen, RIR und RPE – sie bestimmen, wie hart du die gewählten Übungen fährst.

Praxis – 3-Schritte-Framework für deine Übungsauswahl

  • Schritt 1 – Bewegungsmuster abdecken: Ziel: pro Woche die wichtigsten Muster solide trainieren.
    • Kniebeuge/Quad-dominant (z. B. Kniebeuge, Beinpresse, Lunges)
    • Hinge/Hüftdominant (z. B. RDLs, Hip Thrusts)
    • Horizontal drücken (z. B. Bankdrücken, Brustpresse)
    • Horizontal ziehen (z. B. Rudern, Rudergerät)
    • Vertikal drücken (z. B. Schulterdrücken, Machine Press)
    • Vertikal ziehen (z. B. Klimmzüge, Latzug)
    • Optional: Waden, Arme, seitliche Schulter, Bauch gezielt ergänzen.
  • Schritt 2 – 1–2 Primärübungen pro Muster wählen: Wähle pro Muster 1–2 Übungen, die gut stabilisierbar, schmerzfrei und progressionsfähig sind. Diese bilden das Skelett deines Plans.
    • Beispiel Unterkörper: Beinpresse + RDLs.
    • Beispiel Oberkörper Push: Schrägbankdrücken + Schulterdrücken Maschine.
    • Beispiel Pull: Klimmzüge/Latzug + Rudern an Maschine oder Kurzhantel.
  • Schritt 3 – Accessory-/Isolationslayer ergänzen: Erst wenn Primärübungen stehen, ergänzt du 1–3 Isolationsübungen für Schwachstellen (z. B. Seitheben, Trizeps, hintere Schulter).
    • Nutze sie, um Volumen auf MAV-Niveau zu bringen, ohne Grundübungen zu ruinieren.
    • Wähle Varianten, die du ohne Angst vor Verletzung und mit sauberer Technik ausführen kannst – auch am Ende einer Einheit.
    • Behalte ein Auge auf Muskelpump und Gesamtfatigue, nicht nur auf DOMS.
Hinweis

In der Praxis: Lieber 6–8 solide Übungen, die du konstant über Wochen steigerst, als 15 Varianten, die du jede Woche wechselst. Das gilt besonders, wenn du als Hardgainer hohen NEAT und begrenzte Regenerationskapazität hast.

Icon des Hardgainer Trainingsplan-Generators
Praxis-Tool Trainingsvolumen & RIR im System

Hardgainer Trainingsplan-Generator

Kein Rätselraten: Setup → Volumen → RIR – strukturiert, visualisiert, hardgainer-spezifisch.
  • Setup-Wahl: Langhantel/Kurzhantel, Homegym oder Studio.
  • Split & Frequenz: Muskelgruppen- und Wochenstruktur im System.
  • Level: Von Einsteiger bis Fortgeschritten – klare Leitplanken.
  • Volumen je Muskel: Sätze im Rahmen von MEV bis MAV.
  • RIR/RPE-Ziele: Steuerung der Satzhärte pro Übung.
  • SFR-Fokus: Übungsauswahl mit gutem Stimulus-to-Fatigue-Ratio.
  • CNS- & Fatigue-Gauge: Belastungsübersicht auf einen Blick.
  • Wochenübersicht: Strukturierter Plan statt Einzel-Sätze im Chaos.
  • Guides & Glossar: Eingebettet ins Trainingsvolumen- & Ermüdungs-System.

Richtwerte → Feinjustierung über Progression, Biofeedback und 4–8-Wochen-Zyklen.

MYTHOS – ÜBUNGSAUSWAHL

„Du musst jede Woche neue Übungen machen, sonst wächst der Muskel nicht.“

Variation ist wichtig – aber nicht wöchentliches Chaos. Dein Körper wächst, wenn du ihm wiederholt einen klaren Stimulus gibst und diesen über Zeit steigerst: mehr Last, mehr Wiederholungen oder kontrolliert mehr Sätze. Wenn du ständig Übungen wechselst, verschwimmen Vergleichswerte und du jagst eher Muskelkater als Fortschritt.

Für Hardgainer ist Konsistenz besonders wertvoll: gleiche Übung + saubere Technik + nachvollziehbare Progression machen Volumen- und SRA-Management erst möglich. Variation hat ihren Platz – z. B. bei Gelenkstress, Plateau oder Langeweile – aber als geplante Anpassung im Block, nicht als wöchentlicher Zufallsgenerator.

Deep-Dive: Hardgainer Myth-Busting – Mythos 8: „Du brauchst Muskelkater, um zu wachsen.“ – inklusive DOMS, Übungsauswahl und warum „Weekly-Chaos“ deine Messbarkeit zerstört.

Studien und Evidenz (PubMed & Co.)

Forschung zu Übungsauswahl schaut oft auf Mehrgelenks- vs. Isolationsübungen, Muskelaktivierung und Hypertrophie. Ein paar sinnvolle Einstiege:

Fazit aus der Evidenz: Beide Typen – Mehrgelenks- und Isolationsübungen – können Hypertrophie unterstützen. Entscheidend sind Gesamtvolumen, Anstrengungsgrad, Übungsauswahl im Kontext und langfristige Progression.

Hinweis: Inhalte dienen der Einordnung; individuelle Anpassungen können sinnvoll oder erforderlich sein. Im Zweifel gilt: lieber konservativ starten, Technik und Reaktion beobachten und erst dann Volumen, Nähe zum Versagen und Übungskomplexität erhöhen.

Hinweis

Hinweis

Deskriptive Informationen – keine direkte Trainings-, Therapie- oder Diätanweisung. Bei Schmerzen, Vorerkrankungen, Akutverletzungen oder unsicherer Technik: sportärztliche oder physiotherapeutische Abklärung, bevor du Übungen, Lasten oder Bewegungsumfang stark veränderst.

© Hardgainer Performance Nutrition® • Glossar • Aktualisiert: 03.12.2025